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Die Friedensbim…

…ist eine Straßenbahn, die einmal im Jahr 4 Stunden auf der Wiener Ringstraße ihre Runden dreht, gefüllt mit Musik, Kunst, Literatur und einer wachsenden Anhängerschaft aus allen Gesellschaftsschichten, Altersgruppen und Nationalitäten. Ihr Fundament ist das pazifistische Engagement einer kleinen Gruppe junger Menschen, die in dieser losen Form des Zusammenseins in der Straßenbahn eine Dynamik des Miteinanders entstehen sahen, die in den üblichen Formen der Friedensarbeit nur schwer für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Leichtigkeit, Unbeschwertheit, Ausgelassenheit bestimmen das Bild der Friedensbim und befreien den schwierigen Begriff des Friedens von seiner theoretischen Last und Utopie.

Das ist zwar noch lange kein Pazifismus … obwohl, vielleicht doch?



Pazifismus

Es ist so eine Sache mit dem Pazifismus. Manche schimpfen ihn zahnlos und unsexy. Endloses Gelaber und Sitzblockaden. Hochnäsige Salons und Umsturzpläne. 
Das soll der Vergangenheit angehören. 
Es ist an der Zeit, eine neue Form des Pazifismus zu begründen, oder vielmehr: ihn verständlich und konsumierbar zu machen, so dass seine Absicht – die Beseitigung des Krieges als menschliche Umgangsform – nicht mehr dazu verdammt ist, ein frommer Wunsch zu bleiben.
Die Friedensbim ist unser erster kleiner Beitrag hierzu. Sie ist ein Bündel an bildende Kunst, Performances, Musik, Theater, Interaktion, etc., das dazu geschaffen wurde, um für die Idee des Friedens und seine Vergegenwärtigung zu werben. Denn wir hierzulande leben in Frieden, spüren das bloß nicht mehr. Gottseidank, möchte man meinen, und meint damit die glückliche Abwesenheit von Krieg. Das ist aber noch lang kein Frieden.

Frieden

Um Friedensarbeit zu verstehen, sollte man erst definieren, was Frieden ist.
Die meisten begreifen Frieden im völkerrechtlichen Sinne, und dabei meist als Tolstoj’sches Gegensatzpaar von „Krieg und Frieden”. Die Geschichtsschreibung kann als Abfolge von Kriegen, unterbrochen von Friedensepochen gelesen werden, jedoch greift das zu kurz. Krieg ist nur einfacher zu erzählen, denn es gibt dort Verlierer und (scheinbare) Gewinner, Sieg und Niederlage.
Frieden dagegen ist schwer zu fassen und gekennzeichnet von einer Fülle an Kriterien, die in ihrer Gesamtheit eine Utopie ergeben. 100% Frieden ist nicht zu erreichen, weder völkerrechtlich noch in uns drinnen.
Wie, in uns drinnen?
Wir Menschen sind vernunftbegabte Gefühlswesen, jede*r von uns. Und in Allen ist Frieden als Potenzial angelegt. Frieden ist nichts anderes als die positive Energie in uns, die uns Freude, Kraft und – auf die Anderen bezogen – Nächstenliebe und Leidenschaft ermöglichen.
Das ist kein esoterischer Quatsch. Sondern der Schlüssel zur Erkenntnis, woran wir und die Welt leiden, und wo der Hebel ist, dies zu Leiden zu verringern. Jede*r kann den eigenen Möglichkeiten entsprechend bei sich anfangen, die Welt zu verbessern.
Aus dem Wunsch heraus, etwas in diese Richtung unternehmen zu wollen, entstand die Friedensbim.

Lexikon-Frieden

Bim

Als dann an besagtem 21.9.2014 um 13.30 Uhr die Straßenbahn, die zur ersten Friedensbim werden sollte, noch leer vor uns vorfuhr, wussten wir nicht, wie es werden wird. Wer wird kommen? Werden sie es mögen? Verstehen? Doch zum Glück haben wir es geschafft, die Zweifel zu widerlegen. Alles lief glatt, und es war ein großes Fest, bei dem wir das Gefühl hatten, viele erreicht und eine Idee gepflanzt zu haben. Es war uns gelungen, einen Raum zu schaffen, der unbeschwert und allen zugänglich eine ernste Thematik aufschließt, einen Boden für inhaltliche Auseinandersetzung bereitet. Diese Tatsache wurde uns erst viel später bewusst, als wir von Skeptikern, Journalisten und potenziellen Förderern immer wieder gefragt wurden, was wir hier eigentlich machen und was das mit Friedensarbeit zu tun haben solle.
Man kann das nur als Fügung bezeichnen. Dank des Vertrauens und der Mithilfe der Wiener Linien war es uns möglich, diesen öffentlichen Raum der Straßenbahn, der eigentlich durch Abgrenzung und schnelles „von A nach B kommen“ gekennzeichnet ist, in eine Spielwiese zu verwandeln und den vielen Passagieren zumindest Anreize das eigene Engagement für den Frieden schmackhaft zu machen. Und das nun heuer zum vierten Mal!
Niemand der FahrgästInnen dachte beim Einsteigen an eine pazifistische Intention; so wie jede gute Party war die Friedensbim einfach in der Lage, eine ansteckende Stimmung zu erzeugen, die einem gar keine andere Wahl läßt, als ihren Beweggründen beizupflichten. Bei so viel Zuspruch war es für uns klar, die Friedensbim weiter fahren zu lassen. Jedes Jahr 4 Stunden rund um den Ring, und es werden hoffentlich irgendwann mehrere Züge in mehreren Städten, und die Aufmerksamkeit wird steigen, mit ihr die Besucherzahlen, und mit ihnen die Deutlichkeit der Beweggründe.
Die Friedensbim wurde so zu einer Friedensbewegung im wahrsten Sinne des Wortes.